Du hast erfolgreich mit dem Rauchen aufgehört und seitdem plagen Dich miese Laune, Angespanntheit oder Aggressivität? Beim Ausstieg aus der Zigarettensucht ist nicht nur der Körper betroffen, auch die Psyche spielt eine entscheidende Rolle. Wie Du schlechte Laune nach dem Rauchstopp vermeiden kannst und den Rauchausstieg als Anlass nutzen kannst für Nichtrauchen und gut drauf sein, erfährst Du hier.
von Alexander Seifried
Bei einem Zug an einer Zigarette, löst das enthaltene Nikotin Glücksgefühle aus, indem es an entsprechende „Glücksrezeptoren“ im Gehirn andockt. Diese Rezeptoren werden auch bei überlebenswichtigen Handlungen wie Essen, Schlafen und Sex aktiviert. Der dauerhafte Nikotinkonsum signalisiert Deinem Körper somit, dass das Rauchen überlebenswichtig für Dich ist. Dein Körper gaukelt Dir vor, dass er ohne Nikotin nicht mehr so glücklich sein kann. Spätestens jetzt hat sich eine Nikotinsucht ausgebildet. Es ist ein Teufelskreislauf. Sobald der Nikotinspiegel im Körper abflacht und damit die Glücksrezeptoren kein Signal mehr empfangen, schreit Dein Körper nach neuem Nikotinnachschub. Auch wenn Du es nicht merkst, zwingt Dich Dein Körper auf diese Weise zur nächsten Zigarette zu greifen. Es ist also nicht das Rauchen, welches Dich glücklicher macht, vielmehr ist es das Nichtrauchen, welches einen Nikotinabhängigen kurzfristig vermeintlich unglücklicher macht. Das durch Nikotin ausgelöste Glücksgefühl fällt weg - ein Zustand, der bei Nichtrauchern normal ist, so dass sie in diesem Zustand keinen „Glücksmangel“ empfinden. Es ist also lediglich der Übergang vom Raucher zum Nichtraucher, der kurzfristig für eine problematische Situation sorgen kann. Hast Du diese überwunden, wirst Du sehen, wie viel glücklicher Du sein kannst.
Stressbewältigung geht ohne Rauchen leichter
Fällt bei einem Raucher nach Rauchstopp auf einmal die Nikotinzufuhr aus, so entstehen klassische Entzugserscheinungen wie Nervosität, Unruhe, gesteigertes Verlangen nach Zigaretten und eben auch schlechte Laune. Deshalb kommt es nicht selten vor, dass frisch gebackene Nichtraucher ungewohnt negative Emotionen zeigen und Gefühlsschwankungen haben. Dies ist nichts anderes als ein Zeichen Deiner antrainierten psychischen Abhängigkeit vom Nikotin. Es ist also nicht das Rauchen, welches Dich glücklicher macht, sondern das Rauchen bewirkt es, dass Du zum Glück weiteres Nikotin brauchst - du erkennst sicherlich den Teufelskreislauf aus dem es auszubrechen gilt. Die Zigarette als Stresskiller ist ein Trugschluss. Auch das Wegfallen von täglichen „Rauchritualen“ von einem Tag auf den anderen, kann Dein Gehirn unter Stress setzen. Man spricht hier von der körperlichen Sucht, die überwunden werden muss. Dein Körper war daran gewohnt in Stresssituationen den Glimmstängel in der Hand zu halten, nach dem Aufstehen gleich mal zur Zigarettenschachtel zu greifen etc. Die Nikotinsucht schädigt also nicht nur Deinen Körper, sondern beeinflusst auch Deine Emotionen und somit Dein Verhalten nachhaltig. Dies geschieht oftmals sogar unterbewusst.
Das Aufhören wird zur regelrechten Wohltat für Deine Psyche und verbessert Deine Laune. Zu diesem Schluss kommen auch neuste Studien: Sowohl Menschen mit Depressionen, als auch psychisch gesunde Probanden, konnten durch die Tabakentwöhnung langfristig Stress, Angstgefühle und ggf. Depressionen reduzieren und die empfundene psychische Lebensqualität deutlich verbessern. Rauchen gegen schlechte Laune ist also eine Einbildung, die Du schnellstmöglich aus Deinem Leben verbannen solltest.
Nutze dieses Wissen, um für Deinen Rauchstopp neue Motivation zu schöpfen. Dennoch können die ersten Tage nach dem Rauchstopp trotz allem körperlich und psychisch herausfordernd sein. Wichtig ist dabei Dich daran zu erinnern, dass Zigaretten einerseits selbst Stress auslösen und somit schlechte Laune hervorrufen können, andererseits kein geeignetes Mittel sind, um Deine Stimmung zu verbessern. Finde stattdessen heraus, ob es nicht tiefere Ursachen für Deine schlechte Laune gibt und Du bisher nicht Zigaretten dafür instrumentalisiert hast, Sie zu überspielen. Diese Ursachen können sehr vielfältig sein und sind immer individuell. Auf jeden Fall hilfreich sind jedoch ein gutes Zeitmanagement, viel Schlaf und eine positive Einstellung dem Rauchstopp gegenüber, um negative Gefühle gar nicht erst entstehen zu lassen. Somit kommst Du auch nicht in Verlegenheit geraten zu versuchen Deine Angespanntheit mit Zigaretten zu behandeln. Bitte auch dein soziales Umfeld wie Familie, Freunde und Kollegen um Unterstützung und Verständnis, falls Du anfänglich noch von schlechter Stimmung heimgesucht wirst.
Nichtrauchen und gut drauf sein dank Belohnungen
Überlege Dir also, was Du tun kannst um nach dem Wegfallen der erzeugten Glücksgefühle nach jeder Zigarette zu kompensieren. Was Du brauchst, sind neue Wege, diese Glücksgefühle zu erzeugen. Tue was Dir Freude bereitet und gehe Deinen Hobbys nach oder triff Dich mit Freunden. Vor allem in den ersten Tagen nach dem Aufhören hilft Dir jegliche Art der Ablenkung dabei, Stimmungstiefs vorzubeugen und nicht an Zigaretten denken zu müssen. Sind größere Aktivitäten zeitlich nicht drin, helfen auch kleine alltägliche Freuden, wie:
in Ruhe eine Tasse Kaffee trinken
Musik hören
ein Buch lesen
mit der besten Freundin telefonieren
Lieblingsserie schauen
Achte dabei aber darauf, dass diese Aktivitäten nicht in Verbindung mit dem Rauchen stehen, da diese Reize in Deinem Gehirn wahrscheinlich noch verknüpft sind. Wenn Du jedes Mal zum Rauchen auf den Balkon gegangen bist, suche Dir einen anderen Ort aus, um frische Luft zu schnappen. Oder wenn Du nach jeder Tasse Kaffee eine Zigarette geraucht hast, steige vielleicht erstmal auf Tee um und meide gerade in den ersten Tagen auch den geistigen Kontakt zu Zigaretten. Die vermeintlich entspannende Wirkung des Nikotins erreichst du ab sofort weitaus besser durch einen kurzen Spaziergang oder einige Dehnübungen.
Übe Dich weiterhin darin, Dich selbst ohne Zigaretten zu belohnen. Ob beim Essen, beim Lesen oder jeder anderen Tätigkeit, das bewusste Genießen ohne Rauchen muss erst wieder erlernt werden. Am besten beginnst Du bereits vor Deinem Rauchstopp damit zu überlegen, wie Du auf Stimmungstiefs reagieren willst ohne wieder zur Zigarette zu greifen. Solltest Du trotzdem mal Gefahr laufen, der schlechten Stimmung zu verfallen, wirken folgende Tipps wahre Wunder: Leichte Bewegung, vor allem an der frischen Luft oder auch anstrengender Sport sind richtige Stimmungsbooster. Aber auch guter und genügend Schlaf ist für gute Laune unentbehrlich. Zu guter Letzt ist auch das Lächeln selbst nachgewiesenermaßen gut für Deine Stimmung – auch wenn es zuerst gar nicht echt ist! Probiere diese Tipps im Alltag aus und freue Dich über neue Energie und gute Laune. Scheue Dich allerdings auch nicht davor, Dir professionelle Hilfe beim Ausstieg zu suchen, um schneller und sicherer an Dein Ziel zu kommen.
Als Fitnesstrainer ist Alexander ein Experte im Bereich Sport und Ernährung. Rauchen gehört für ihn nicht zu einem gesunden Lifestyle. Um Euch Motivation für den Rauchausstieg zu liefern, teilt er sein Fachwissen und seine Erfahrungen mit Euch.
1Lowery CL et al. Cigarette Smoking-Associated Alterations in Serotonin/Adrenalin Signaling Pathways of Platelets. Journal of the American Heart Association 6, 2017.
2Quattrocki E, Baird A, Yurgelun-Todd D. Biological aspects of the link between smoking and depression. Harvard review of psychiatry 8:99–110, 2000.